Seit gestern führt Guðni Th. Jóhannesson die Amtsgeschäfte des isländischen Staatsoberhauptes (»Forseti Íslands«). Er ist damit der jüngste und erst der sechste Präsident in der Geschichte Islands. Der vierte und letzte Teil meiner Artikelserie zur isländischen Präsidentschaftswahl thematisiert Jóhannessons Rede zum Amtsantritt.
Traditionell beginnt die vierjährige Amtszeit des Präsidenten immer am 1. August mit einer feierlichen Zeremonie im Parlamentsgebäude, dem »Alþingishúsið«. In seiner Rede zum Amtsantritt, die auf der offiziellen Website des Präsidialamtes auch in englischer Übersetzung vorliegt, redete er den Parlamentarier*innen und Regierungsmitgliedern auch ins Gewissen:
Here I have briefly mentioned a few areas where we need to improve our social fabric. I expect I will return to them many more times during my presidency, and I know they are also of concern to our politicians. Responsibility lies with them, and it is they who set our laws. Laws undergo change in the course of time, and the same applies to our fundamental social contract, the Constitution. If parliament is incapable of responding to calls from large numbers of voters and the declared will of the political parties for Constitutional reform or review, then we are in trouble. In this connection I stress the value of settling for partial victories and making compromises.[1]
Alles in allem schlug Jóhannesson staatsmännische Töne an. Mit Gedichten und wohlüberlegten Formulierungen sprach er die Emotionen der Zuhörer*innen an. Er betonte Miteinander, Gemeinwohlorientierung und Kompromissbereitschaft, appellierte an den Willen zu steter Verbesserung und sozialer Gerechtigkeit, versprühte Optimismus und Aufbruchsstimmung. Vor Island liege eine Zeit »voller Hoffnungen und Verheißungen«[2], meinte Jóhannesson in seiner Rede. Um das zu unterstreichen, zitierte er moderne isländische Dichtkunst anstatt, wie sonst üblich, die alten Klassiker des vergangenen 19. Jahrhunderts.
Endnoten
[1] »Inaugural Address by Guðni Th. Jóhannesson into the Office of President of Iceland«, 1. August 2016. [onl. im Int.] Reykjavík: Office of the President of Iceland, S. 3 [Abruf: 03.08.2016].
[2] Ebd., S. 5.
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Erstellt am 3. August 2016 von Enrico Schicketanz
Jóhannessons Rede zum Amtsantritt
Seit gestern führt Guðni Th. Jóhannesson die Amtsgeschäfte des isländischen Staatsoberhauptes (»Forseti Íslands«). Er ist damit der jüngste und erst der sechste Präsident in der Geschichte Islands. Der vierte und letzte Teil meiner Artikelserie zur isländischen Präsidentschaftswahl thematisiert Jóhannessons Rede zum Amtsantritt.
Traditionell beginnt die vierjährige Amtszeit des Präsidenten immer am 1. August mit einer feierlichen Zeremonie im Parlamentsgebäude, dem »Alþingishúsið«. In seiner Rede zum Amtsantritt, die auf der offiziellen Website des Präsidialamtes auch in englischer Übersetzung vorliegt, redete er den Parlamentarier*innen und Regierungsmitgliedern auch ins Gewissen:
Alles in allem schlug Jóhannesson staatsmännische Töne an. Mit Gedichten und wohlüberlegten Formulierungen sprach er die Emotionen der Zuhörer*innen an. Er betonte Miteinander, Gemeinwohlorientierung und Kompromissbereitschaft, appellierte an den Willen zu steter Verbesserung und sozialer Gerechtigkeit, versprühte Optimismus und Aufbruchsstimmung. Vor Island liege eine Zeit »voller Hoffnungen und Verheißungen«[2], meinte Jóhannesson in seiner Rede. Um das zu unterstreichen, zitierte er moderne isländische Dichtkunst anstatt, wie sonst üblich, die alten Klassiker des vergangenen 19. Jahrhunderts.
Endnoten
[1] »Inaugural Address by Guðni Th. Jóhannesson into the Office of President of Iceland«, 1. August 2016. [onl. im Int.] Reykjavík: Office of the President of Iceland, S. 3 [Abruf: 03.08.2016].
[2] Ebd., S. 5.
Kategorie: Allgemein Tags: Guðni Th. Jóhannesson, Island, Macht, Präsident
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