Globale Umfrage: Mehrheit will Staatsgeld statt Geldherstellung der Banken

Einer weltweit durchgeführten Umfrage zufolge wissen nur erschreckend geringe 20 Prozent der Befragten, dass heutzutage fast das gesamte in der Volkswirtschaft zirkulierende Geld von den Banken hergestellt wird. Dürften die befragten Menschen jedoch selbst darüber bestimmen, wer neues Geld herstellen und in Umlauf bringen soll, dann spräche sich eine klare Mehrheit für die Regierung oder die Zentralbank aus. Kaum jemand fände es gut, wenn profitorientierte private Geschäftsbanken das Privileg der »Geldschöpfung« und damit einhergehend auch die Vorrechte auf die »Seigniorage« und die Erstverwendung des neu geschaffenen Geldes behielten. Insgesamt stellt diese internationale Studie eine wichtige und wertvolle Quelle dar.

Hintergrund der Studie

Die internationale Umfrage, deren Ergebnisse seit kurzem öffentlich vorliegen, fand im Rahmen des Forschungsprogramms »Glocalities – think global, act local« statt, das von der 1984 gegründeten Forschungs- und Beratungsagentur »Motivaction International« verantwortet wird. Die Datenerhebung erfolgte ausschließlich online im Internet und zwar in zwei Phasen zwischen Dezember 2013 und Januar 2014. Auf Anregung von »Motivaction« und »Sustainable Finance Lab«, einem interdisziplinären Netzwerk vornehmlich niederländischer Wissenschaftler*innen, fanden die Fragen zur »Geldschöpfung« Eingang in die zweite Phase der Umfrage.

Insgesamt sollen rund 23.600 Menschen aus 20 Staaten an der mehrsprachigen Umfrage teilgenommen haben, und zwar aus Australien, Belgien, Brasilien, China, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Indien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, den Niederlanden, Polen, Russland, Spanien, Südafrika, Südkorea, Türkei und den USA. Obwohl sich die ausgewählten Staaten über alle Kontinente verteilen, ist Afrika unterrepräsentiert. Sie sollen aber für 75 % der globalen Wirtschaftsleistung und 58 % der Weltbevölkerung stehen. Ferner soll die Auswahl der Befragten weitestgehend repräsentativ gewesen sein im Hinblick auf Alter, Geschlecht, Region und Bildung ihres Herkunftslandes.

Kernbotschaften der Umfrage

Es gab zwei Fragen:

  1. »Who do you think created more than 95 % of the money in circulation?«
  2. »Who do you think should create most of the money?«

Die Angabe »95 Prozent« bezieht sich übrigens auf das von den Banken per Kreditvergabe oder Ankauf von Vermögensgegenständen geschaffene Giralgeld. Der Korrektheit halber sei noch erwähnt, dass diese Geldart je nach Staat einen unterschiedlich hohen Anteil an der Gesamtgeldmenge ausmacht. Dieser beträgt im Euroraum beispielsweise »nur« 86 Prozent, dafür in Großbritannien stolze 97 Prozent. Weil der unbare Zahlungsverkehr viel stärker zunimmt als die Bargeldnachfrage ist die Tendenz steigend.

Die folgende Grafik stellt die Antworten auf beide Fragen dar, bezogen auf alle 23.618 befragten Menschen aus 20 Staaten.

Glocalities-Umfrage 2013/14 (2016)
Grafik: Glocalities (2016) | mit freundlicher Genehmigung.

Die zweite Grafik wertet die erste Frage länderspezifisch im globalen Vergleich aus. Sie bereitet sowohl die Ergebnisse für die einzelnen untersuchten Staaten als auch das weltweite Durchschnittsergebnis auf. Die dazugehörigen konkreten Prozentzahlen sind allerdings dem Kurzbericht zu entnehmen, der am Ende dieses Artikels verlinkt ist.

Glocalities-Umfrage 2013/14 (2016)
Grafik: Glocalities (2016) | mit freundlicher Genehmigung.

Die Auswertung der Glocalities-Umfrage geht stellenweise aber noch tiefer ins Datenmaterial. So verknüpft sie z. B. auch die Antworten mit biografischen Details und Wertvorstellungen der Befragten.

Betrachtet man nur die Antworten von Menschen, die im Finanzsektor Europas, Nordamerikas und Australiens arbeiten, bei denen man also vermuten könnte, dass sie wüssten, wie das Geldsystem real funktioniert, dann ergeben sich keine wesentlichen Abweichungen zu den oben zitierten Durchschnittswerten. Nur 26 Prozent der befragten Banker und Finanzangestellten wissen, dass profitorientierte Geschäftsbanken das meiste Geld erzeugen – ein interessanter Befund. 61 Prozent bevorzugen als Antwort auf die zweite Frage eine staatliche Institution (Regierung oder Zentralbank).

Quellen

Glocalities (2016a): Global population does not want commercial banks to stay responsible for creating most of the money. Pressemitteilung, Nov. 2016. [online im Internet] Amsterdam: Motivaction International [Abruf: 11.01.2017].

Glocalities (2016b): Knowledge about who creates money low amongst international population. [Kurzbericht zur Glocalities-Umfrage 2013/2014] [online im Internet; PDF] Amsterdam: Motivaction International [Abruf: 11.01.2017].

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